Erste EM in Osteuropa
Die Europameisterschaft 2012 wird in Polen und der Ukraine ausgespielt. Diese Entscheidung traf das Exekutivkomitee des Europäischen Fußballverbandes (UEFA) am Mittwoch in Cardiff.
Die beiden Länder gewannen mit ihrer gemeinsamen Bewerbung die Abstimmung gegen Italien sowie Kroatien und Ungarn, die die EM in fünf Jahren ebenfalls zusammen ausrichten wollten. Damit findet erstmals seit ihrer Einführung 1960 eine EM-Endrunde im Osten Europas statt.
Die nächste EM wird im kommenden Jahr in Österreich und der Schweiz ausgetragen.
Freude in Warschau
Als UEFA-Präsident Michel Platini der Doppelbewerbung Polens und der Ukraine den Zuschlag erteilte, brach bei Tausenden Polen in Warschau Jubel aus. Fahnen in den weiß-roten Nationalfarben wurden geschwenkt, von Balkonen regnete es Konfetti, Cheerleader tanzten auf den Open-Air-Bühnen, vor denen die Entscheidung in Cardiff live übertragen wurde.
"Endlich findet ein Großereignis auch in Ländern statt, die bisher nie die Möglichkeit hatten, sich im Fußball zu profilieren", jubelte auch Polens Verbandspräsident Michal Listkiewic und war überzeugt: "Dieses Turnier wird ein Meilenstein in der gemeinsamen Geschichte zweier slawischer Staaten sein."
Staraufgebot bei letzter Präsentation
Nach Österreich/Schweiz, die 2008 die EM ausrichten, und Belgien/Niederlande (2000) erhielt zum dritten Mal eine Zweiländerbewerbung den Zuschlag.
Mit ausschlaggebend für Polen und die Ukraine dürfte die glanzvolle letzte Präsentation gewesen sein. Mit den Präsidenten Wiktor Juschtschenko (Ukraine) und Lech Kaczynski (Polen), Ex-Boxweltmeister Witali Klitschko und den Fußballassen Andrej Schewtschenko und Jerzy Dudek hatten sie das größte Staraufgebot nach Cardiff geschickt.
"Ideenreichtum und Engagement"
Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), begründete die Entscheidung: "Beide Verbände haben ihre Bewerbung mit viel Ideenreichtum und Engagement vorangetrieben. Ihr Optimismus hat sich nun bestätigt. Sicher werden vor allem die Italiener enttäuscht sein. Wie immer in solchen Fällen ist die UEFA-Entscheidung zu respektieren."
Politisches Signal
Keine Auswirkung auf die Wahl hatte offensichtlich die instabile Situation in der Ukraine, die durch den Machtkampf zwischen Juschtschenko und Regierungschef Wiktor Janukowitsch politisch tief gespalten ist. Der polnische Fußball war zudem im vergangenen Jahr durch Spielmanipulationen ins Zwielicht geraten und zeitweise von einer Suspendierung durch den Weltverband FIFA bedroht.
Der Zuschlag für dieses Kandidatenduo ist auch ein sportpolitisches Signal für eine Integration des osteuropäischen Fußballs. Trumpf der beiden Bewerber war auch die große Unterstützung der Bevölkerung mit insgesamt rund 80 Millionen Einwohnern für die EM.
Von Dnjepropetrowsk bis Gdansk
Als Spielorte sind in der Ukraine Donezk, Kiew, Dnjepropetrowsk und Lwiw (Lemberg) sowie die Ersatzorte Odessa und Charkow vorgesehen, in Polen Gdansk (Danzig), Poznan (Posen), Warschau und Wroclaw, als Ausweichstädte wurden Chorzow und Krakau bestimmt. In Donezk soll bis 2008 eines der modernsten Stadien Europas gebaut werden.
Da das UEFA-Vorhaben, die EM-Endrunde 2012 von 16 auf 24 Mannschaften aufzustocken, vertagt wurde, wird es keine zusätzlichen organisatorischen Herausforderungen und wieder 31 Spiele geben.
Spielorte Polen: Gdansk (Danzig/44.000), Poznan (Posen/46.500), Warschau (70.000), Wroclaw (45.000); Reserve: Chorzow (60.000), Krakau (33.000)
Spielorte Ukraine: Kiew (75.000), Dnjepropetrowsk (35.000), Donezk (50.000), Lwiw (Lemberg/40.000), Reserve: Charkiw (30.000), Odessa (35.000)
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