Tumulte in der Mailänder Chinatown heizen die Debatte über die heikle Frage der Ausländerintegration in Italien auf.
Innenminister Giuliano Amato warnte davor, dass es sich bei der chinesischen Gemeinde in Italien um eine geschlossene Welt handle. "Die Chinesen sind eine geschlossene Gemeinschaft, mit der der Dialog schwierig ist. Sie arbeiten nicht für die Integration, daher ist es schwierig, mit ihnen Beziehungen aufzubauen", so der Minister in einem Interview.
Gestern waren Tumulte in einem Viertel der lombardischen Metropole mit hoher Anzahl chinesischer Immigranten ausgebrochen. Nachdem die Polizei gegen eine chinesische Autofahrerin eine Strafe verhängt hatte, brach der Protest Hunderter von Immigranten aus, die behaupteten, die Frau sei von den Beamten geschlagen worden.
"Seit Monaten unter Druck gesetzt"
Der Konsul der chinesischen Volksrepublik in Mailand, Limin Zhang, zeigte sich von den Tumulten nicht überrascht.
"Seit zwei Monaten werden die Chinesen in Mailand unter Druck gesetzt. Täglich werden Strafen gegen chinesische Kaufleute verhängt, im Viertel werden die Chinesen stets kontrolliert. Das erhitzt die Gemüter", sagte der Konsul. Mailand ist mit 13.000 Chinesen die italienische Stadt mit der größten chinesischen Gemeinschaft in Italien.
Abstimmung über Integrationsgesetz
Die Krawalle in Mailand heizten auch die politische Debatte in Rom an. Heute will die Regierung Prodi ein neues Immigrationsgesetz verabschieden, das Ausländern, die seit über fünf Jahren legal in Italien leben, das aktive und passive Wahlrecht gewährt.
Oppositionschef Silvio Berlusconi kritisierte die Einwanderungspolitik der Regierung Prodi. "Die Mitte-Links-Allianz will allen Immigranten die Tore öffnen. Es ist logisch, dass es zu immer mehr Gewalt und Kriminalität kommen wird", betonte Berlusconi.
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