Apollon
(röm. = Apollo) Heil- und Sühnegott
Apollon ist der Name eines Sohnes des Zeus und der Leto. Oft wurde dieser Gott auch Phöbos genannt. Einst erschien er als der echteste Olympier und Inbegriff des Heldentums, heute jedoch wird er überwiegend als Einwanderer Kleinasiens aufgefasst. Denn noch in der Ilias des Homer kämpft er auf Seiten der Trojaner gegen die Griechen. Auffallend ist die verhältnismäßig geringe Zahl von Apollonfesten im Mutterland Hellas bei der so großen Verbreitung des Kults. Auch Apollons Mutter Leto, die anscheinend nur in Kleinasien selbstständige Kulte besaß, deuten auf Kleinasien als Heimat des Gottes. Schließlich wurden auch Beziehungen Apollons zu den Hethitern und über diese weiter zu den Babyloniern beobachtet. Die Hellenen wurden schon in mykenischer Zeit mit Apollon bekannt. Sein Kult mit den vielen Reinigungen und Sühnungen, mit dem Orakelwesen und der Inspiration kam wahrscheinlich einem religiösen Bedürfnis entgegen. Dieser Kult breitete sich über Teile Kleinasiens bis über ganz Griechenland aus. Unter den homerischen Göttern hat Apollon wohl die meiste geheimnisvoll göttliche Macht und ist vom Dichter am wenigsten vermenschlicht. Apollon war Heil- und Sühnegott. Die Pfeile seines Bogens brachten Krankheit und Tod. Der Gott übte aber auch die komplementäre Funktion des Arztes aus. An ihn richtete man Preislieder, die ursprünglich um Befreiung von Krankheiten baten. Diese Heilfunktion übernahm später Apollons Sohn Asklepios, der Gott der Ärzte. Eng verbunden mit dem Wesen des Heilgottes waren die Weissagungen und die Orakelstätten, die Apollon in großer Zahl besaß. Durch den Mund der von ihm inspirierten Seherin sprach der Gott zu den Gläubigen. Oft musste Apollon von einem alten Orakel gewaltsam Besitz ergreifen, wie zum Beispiel in Delphi, was sich noch im Mythos widerspiegelt. Auch sonst verdrängte Apollon vielfach lokale Gottheiten und trat in Kult und Festesbrauch an ihre Stelle. Die Verehrung Apollons als Helios, als Sonnengott, ist seit dem 6. vorchristlichen Jahrhundert nachweisbar. Die Griechen sahen in ihm jedoch nicht nur den Lichtgott, sondern den Garanten der sittlichen Ordnung und des edlen Maßes überhaupt. So wurde er von den Hellenen als Gott der Künste, insbesondere der Musik, und als Führer der Musen verehrt, er gilt auch als Vater des berühmten Sängers Orpheus. Schon in der Ilias schlägt Apollon zum Göttermahl die Leier, und die Musen singen unter seiner Führung. Die Verwandtschaft der Leier mit dem Bogen, beides Instrumente des Gottes, wurden bereits in der Antike empfunden.
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