Der Vorleser
Bernhard Schlink
Biografie
Bernhard Schlink
Bernhard Schlink wurde am 06.07.1944 bei Bielefeld geboren.
1945: Umzug nach Heidelberg, wo er mit seinen Geschwistern Johanna, Dorothea und Wilhelm aufwächst.
Bereits mit 8 Jahren schrieb er ein Drama, das auf einer wahren Geschichte basiert. Es handelt vom Streit zwischen ihm und seinem Bruder, er nannte es deshalb "Der Brudermord".
Schlink studierte in Heidelberg und Berlin Jura.
1987 erscheint sein erster Kriminalroman "Selbs-Justiz"
1988: Der Kriminalroman "Die gordische Schleife" erscheint; der 1990 mit dem Glauser Preis des Syndikats ausgezeichnet wurde.
1993 erscheint "Selbs- Betrug", ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi- Preis (1993)
1995: Der vierte Roman "Der Vorleser" erscheint, der in 32 Sprachen übersetzt wurde und als erstes deutsches Buch auf den ersten Platz der New-York-Times Bestsellerliste sprang.
Seite 1988 ist Bernhard Schlink Professor der Rechtswissenschaften in Berlin und Bonn und Verfassungsrichter in Nordrhein-Westfalen.
Mitglied der Krimi-Autorenvereinigung Syndikat
Seine Werke
Kriminalromane
1987 Selbs Justiz (gemeinsam mit dem Kollegen Walter popp)
1988 Die gordische Schleife
1992 Selbs Betrug
2001 Selbs Mord
Funk
1994 Selbs Justiz (2 Teile,Hörspiel,110 Min.),Bearbeitung und Regie: Irene Schhuk nach dem gleichnamigen Roman von B.Schlink.
TV
1991 Der Tod kam als Freund (Fernsehfilm,ZDF),Drehbuch:Uli Stephan nach dem Roman Selbs Justiz.Regie:Nico Hoffmann
Sonstige Publikationen( Romane,Geschichten,Fachbücher und Vorträge)
1995 Der Vorleser
2000 Liebesfluchten(Erzählband)
Preise
1989 Glause-Preis für die gordische Schleife
1993 Deutscher Krimi-Preis für Selbs Betrug
Zum Werk der Vorleser
Form
Roman
Epoche
Moderne
Aufbau
Das Buch besteht aus 3 Teilen,und die Teile werden in jeweils 17,17,und 12 Kapitaln geteilt.
Ich—Erzähler(Michael Berg)
Innere Monolog,seine Handlung und Gespräche zwischen den Personen
2 Zeitebene(Vergangenheit,Gegenwart→als das Buch geschrieben wird)
Sprache
moderne
einfach zu verstehen
„ein literarisches Ereigenis“-----Der Spiegel
Wortfigur:z.B.Vergleich(S.69)...
Satzfigur:Häufung(S.123)....
Thema
In der seltsamen Liebesgeschichte setzt B.Schlink (auch aus rechtsphilosophischer Sicht) mit der Vernichtung der Juden im „Dritten Reich“,der Schuldfrage und dem Generationenkonflikt in den 1950/60er Jahren kritisch auseinander.
Stoffbezug&Zeitbezug
Eigene Erfahrung(Heitmatsort,Studium,Beruf)
System der Konzentrationslager
KZ-Berichte
Der Majdanek-Prozess und Hermine Braunsteiner
Der Titel
Der Hauptfigur Michael Berg muss seiner Geliebten immer Literaturen vorlesen,wenn sie sich treffen,später auch auf Kassette.
Entstehungsgeschichte
Der Roman erschien zuerst in den USA(1995)
Der Roman wird 1997 von dem Verlag Diogenes veröffentlicht
Wirkung
Mit diesem Werk gelang Schlink ein internationaler Sensationserfolg.Das Buch wird in 27 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.Es erreicht eine Millionenauflage und prägt das Deutschlandbild im Ausland.
Zum Inhalt
Handlungsort&Zeit
Heidelberg
1950/60er Jahre
Die Hauptfiguren
Michael Berg(der Ich-Erzähler)
Hanna Schmitz
Lebensläufe der beiden Protagonisten
Hanna
geboren am 21. Oktober 1922 bei Hermannstadt
aufgewachsen in Siebenbürgen
1939 Umzug nach Berlin, beginnt Arbeit bei Siemens
Im Herbst 1943 kündigt Hanna bei Siemens und beginnt als Aufseherin bei der SS in Auschwitz
Frühjahr 1944: Aufseherin in Krakau
Im Winter 1944/45 brennt eine Kirche mit Häftlingen ab; Hanna flüchtet Richtung Westen
Hanna wohnt in Heidelberg und arbeitet als Straßenbahnschaffnerin
Im Sommer 1959 kündigt Hanna, nachdem ihr eine Weiterbildung angeboten wird und zieht nach Hamburg.
Im Frühling 1966 beginnt die Verhandlung gegen Hanna. Sie wird als KZ-Verbrecherin angeklagt.
Im Juni 1966 wird Hanna zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt.
1984 wird Hanna begnadigt. Sie bringt sich aber einen Tag vor ihrer Entlassung um.
Michael wird im Sommer 1943 geboren.
1958 bekommt er Gelbsucht im Alter von 15 Jahren.
1959-1966 macht Michael sein Abitur und beginnt ein Jurastudium.
1967/68 lernt er Gertrud kennen und heiratet sie.
1969 Seine Tochter Julia wird geboren.
1974 läßt er sich scheiden. Julia kommt ins Internat.
Die Beziehung zwischen Hanna und Michael im ersten Teil des Romans
Hanna ist in der Beziehung die dominante Person. Wenn sie sich streiten, so ist es immer Michael, der sich entschuldigen muss und alle Schuld (auch wenn es nicht seine ist) auf sich nimmt. Tut er dies nicht, so wird er von Hanna bestraft, z.B. dadurch, dass sie ihn ignoriert und ihm keine Liebe mehr entgegen bringt (Vgl. S. 50). So kommt es dazu, dass es schon gar nicht mehr zu Streitigkeiten kommt, da Michael immer sofort alles auf sich nimmt, um wieder von ihr geliebt zu werden. Dadurch unterwirft er sich Hanna.
Die Dominanz Hannas drückt sich auch dadurch aus, dass sie sehr schnell alles bestimmt, wie z.B. den Ablauf ihrer Treffen (das Ritual des Vorlesens, Waschens, Geschlechtsverkehr).
Auch lässt sie Michael nicht ganz an ihrem Leben teilhaben. So weicht sie z.B. immer aus, wenn es um die Frage ihrer Vergangenheit geht. Michael bekommt nur so viel Platz in ihrem Leben, wie sie für richtig hält. Durch den großen Altersunterschied stellt Hanna für Michael auch eine Art Mutterersatz dar. Sie setzt sich z.B. sehr dafür ein, dass Michael sich in der Schule bemüht (so z.B. nach seiner Erkrankung, um den Abschluss zu schaffen). Sie möchte nicht, dass er so wie sie endet, da sie Analphabetin ist.
Michael hat zu Hanna eine sehr enge Bindung, enger als die zu seiner Mutter. Zum einen zeigt das, dass er (sowie Hanna) auf der Suche nach Geborgenheit ist, zum andern zeigt das, dass die Mutter-Sohnbeziehung zwischen den beiden sehr ausgeprägt ist, da er z.B. mit Hanna eine Ostertour macht und sich als ihr Sohn ausgibt, um mit ihr ein Zimmer nehmen zu können. Er selber gibt zu, dass er so etwas mit seiner Mutter nicht machen würde, sondern "um ein eigenes Zimmer gekämpft hätte" (S. 41).
Durch die Beziehung zu Hanna wird Michael aber auch um einiges selbstbewusster und erwachsener. Anfangs übernimmt Hanna die führende Rolle beim Liebesspiel, aber sobald Michael weiß, wie und wo er Hanna berühren muss, übernimmt auch er die führende Rolle. Michael wird durch die Beziehung zu Hanna auch in der Gegenwart von anderen Mädchen selbstbewusster. Er hat, wie nur wenige Jungen in seinem Alter, keine "Angst" vor Mädchen und er weiß, wie man mit ihnen reden und umgehen muss.
Andere Figuren
Die Mutter von Michael:hat Michael verwöhnt
Der Vater von Michael : Professor für Philosophie, gefühlskalter Mensch
Die jüngere Schwester von Michael:hat Michael aufgefördert,Sache zu klauen.
Der ältere Bruder von Michael
Die ältere Schwester von Michael:gläubig
Die Schulkamarade,Freunden:(Sophie,Rudolf Bargen......)
Vorsitzender Richter:mag Hanna nicht
Gertrud:war Mitstudentin und später Frau von Michael.gescheit,tüchtig,loyal.
Julia:Tochter von Michael und Gertrud
Weitere Personen:Fahrer,Freunde(namenlos),Leiterin im Gefängenis,
andere KZ-Aufseherinnen......
Inhalt
In den 50er Jahren lernt der 15jährige Schüler Michael Berg - der personale Ich-Erzähler des Romans - die 20 Jahre ältere Hanna Schmitz kennen und verliebt sich in sie.
Michael macht mit Hanna seine ersten sexuellen Erfahrungen und liest ihr aus Werken der Weltliteratur vor. Die Beziehung wird abrupt unterbrochen, als Hanna heimlich und unerwartet die Heimatstadt des Jungen verlässt.
Jahre später begegnet Michael als Jurastudent Hanna in einem Gerichtssaal wieder. Er nimmt im Rahmen eines Seminars als Beobachter an einem NS-Prozess teil. Hanna ist eine der Angeklagten: ihr wird vorgeworfen als KZ-Aufseherin in einem Außenlager von Auschwitz Häftlinge in den Tod geschickt und später willentlich Jüdinnen in einer Kirche verbrennen lassen zu haben.
Michael - zunächst schockiert von der ihm bisher unbekannten SS-Vergangenheit seiner ehemaligen Geliebten - beobachtet Hannas ungeschickte Verteidigung. Schließlich wird ihm deutlich, was sie belastet: Hanna ist Analphabetin und war in ihrem Leben stets darum bemüht dies aus Angst vor Mitleid und Demütigung zu verheimlichen. Darum verließ sie so plötzlich die Stadt und verstrickt sich vor Gericht in Widersprüche.
Michael ist sich unsicher, wie er mit diesem Wissen umgehen soll, und sucht Rat bei seinem Vater, einem Philosophieprofessor, der ihm jedoch in diesem Gewissenskonflikt nicht helfen kann. Er verschweigt vor dem Gericht Hannas Handikap und sie erhält eine lebenslängliche Haftstrafe, da sie sich, um den Analphabetismus zu vertuschen, zusätzlich belastet.
Michael beginnt nach einiger Zeit damit, Hanna mit Werken der Literatur besprochene Kassetten ins Gefängnis zu schicken, und er erhält nach einigen Jahren kurze Briefe von Hanna, die ihm zeigen, dass sie lesen und schreiben gelernt hat. Der Erzähler verweigert ihr jedoch persönlicheren Kontakt in Form von Briefen oder Besuchen, fährt aber mit dem Besprechen von Kassetten fort.
Einen Tag vor ihrer vorzeitigen Haftentlassung begeht Hanna, die sich während ihrer Haft intensiv mit dem Holocaust auseinander gesetzt hat, Selbstmord. Sie hinterlässt ein Sparguthaben mit dem letzten Wunsch, dass Michael dieses Geld einer überlebenden Lagerinsassin übergeben soll.
书签